Mitwirkende
Theater in Grefrath
Showtime
(11. 12. & 12. März 2022, AMH Grefrath-Oedt)
(11. 12. & 12. März 2022, AMH Grefrath-Oedt)
Mitwirkende
Grefrath. „Show Time“ heißt es beim Grefrather Jugendtheater in diesem Jahr: Die Gruppe geht mit einem Medley aus 22 Jahren Theater an den Start. Es ist die letzte Show von Magdalena Bartkowiak. Sie übergibt die Leitung an Julian Göbel.
Foto: Norbert Prümen
Es sieht aus, als stünde ein Umzug an. Erwachsene, Jugendliche und Kinder sind mit Wäschekörben, Taschen und diversen Gegenständen von Zinkeimern bis hin zu Stühlen bepackt. Alle haben an diesem Sonntagmorgen um kurz vor 10 Uhr den gleichen Weg – in die Oedter Albert-Mooren-Halle. „Wir haben heute unsere erste große Probe, alle bringen ihre Kostüme und Requisitengegenstände mit. Wir proben heute nicht nur den ganzen Tag, wir schauen auch, wo noch Kostüme geändert werden müssen oder Dinge fehlen“, sagt Magdalena Bartkowiak, die zusammen mit Julian Göbel im Foyer der Halle steht und begrüßt.
Nachdem zuvor in kleineren Gruppen an gleich drei verschiedenen Standorten geprobt wurde, geht es nun in den Endspurt. Am 3. Dezember steht die Premiere von „Show Time“ im Kalender. Nach einem Jahr der pandemie-bedingten Zwangspause zeigt das Grefrather Jugendtheater in diesem Jahr ein Medley aus 22 Jahren Theaterarbeit. Eigentlich sollte das Stück „The greatest Showman“ aufgeführt werden, aber „wir haben uns dann für ein Medley entschieden, da wir seinerzeit noch gar nicht wussten, wie wir proben dürfen“, sagt Bartkowiak.
Das ist aber nicht das einzig Besondere. Das Grefrather Jugendtheater steht vor einem Wechsel. Die 60-Jährige übergibt den Regiestab an Göbel. „Es war eine fantastische Zeit. Aber das Theater ist für mich wie ein kleines Kind. Es ist mit mir groß geworden, und jetzt ist es an der Zeit, loszulassen und jemand Neuem die Leitung zu übergeben“, sagt Bartkowiak. Mit Göbel übernimmt ein altbekanntes Gesicht den Staffelstab, denn er gehört der Gruppe seit 17 Jahren an.
Magdalena Bartkowiak übergibt die Leitung an Julian Göbel. Foto: Norbert Prümen
Den Grundstein für das Theater legte der Schulleiter der damaligen Johannes-Horrix-Grundschule in Grefrath. „Er hatte uns Eltern damals gefragt, ob wir uns nicht vorstellen könnten, eine AG anzubieten“, erinnert sich Bartkowiak. Sie konnte – und zwar in Form einer Theater-AG. Von Kindesbeinen war sie selbst theaterinteressiert und hätte das auch lieber studiert als Mathe und Physik. 1997 brachte sie mit „Die Schildkröte und der Hase“ das erste Stück auf die Schulbühne. Rund 20 Drittklässler eroberten die Bühne und begeisterten die Zuschauer. Schon ein Jahr später war die Albert-Mooren-Halle erstmalig der Vorstellungsort und sollte es auch bleiben.
Als ihre Tochter die Grundschule verließ, war für Bartkowiak klar, dass sie den Kindern, die aus der Grundschule herausgewachsen waren, weiterhin das Theaterspielen ermöglichen wollte. Das Grefrather Kindertheater wurde ins Leben gerufen. Hieraus entstand das Kinderund Jugendtheater. Heute ist es das Grefrather Jugendtheater. „Die Kinder sind schließlich immer größer geworden, und wir haben den Namen entsprechend angepasst“, sagt Bartkowiak. Die Theater-AG der Grundschule, wo sie weiterhin mit den Drittklässlern arbeitete, führte sie bis 2017 parallel. Dann hörte sie auf.
Hunderte von Kindern führte Bartkowiak im Laufe der Zeit an das Theaterspielen heran – auch Julian Göbel. Als Kapitän Langstrumpf in dem Stück „Pippi Langstrumpf“ trat der Drittklässler das erste Mal auf. „Ich war völlig begeistert von der Theaterwelt, und das hat mich nicht mehr losgelassen“, erzählt der junge Mann. Er trat dem Jugendtheater Grefrath bei. Seit er neun Jahre alt war, hat er keine der Aufführungen verpasst. Das Theaterspielen habe ihn geprägt, sagt Göbel. Im Laufe der Zeit stand er auch vor der Bühne. Der Grefrather stieg in die Regie ein und wurde die rechte Hand von Bartkowiak. Etwas, das ihm mindestens so viel Freude macht wie das eigentliche Spielen.
„Als Magdalena mir im Sommer bei einem gemeinsamen Kaffeetrinken sagte, dass sie gerne aufhören würde und gleichzeitig fragte, ob ich ihre Nachfolge antreten würde, habe ich erst einmal schlucken müssen“, erzählt der 26-Jährige, der Soziale Arbeit studiert. Lange überlegen musste er nicht. Ihm ist es wichtig, dass das Grefrather Jugendtheater weiter besteht. Es seien große Fußstapfen, in die er trete, bemerkt Göbbel. Aber Bartkowiak wird ihrem Nachfolger auf Wunsch immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn so ganz lässt sie das Theater einfach nicht los. In „Show Time“ wird sie als Moderatorin agieren und die Gäste durch die Stücke von „Annie“ über „Der Glöckner von Notre-Dame“ bis hin zum „Tanz der Vampire“ führen. Zudem gibt es ein besonderes Schmankerl: Die Darsteller im Alter von zehn bis 26 Jahre werden einen ersten Song aus „The greatest Showman“ präsentieren. Das Stück ist nämlich für 2022 geplant.
 
 
Mit großer Begeisterung macht Magdalena Bartkowiak seit über 20 Jahren Theater mit Jugendlichen. Das nächste große Projekt ist ein Musical nach einem Roman von Victor Hugo.
Im Grefrather Jugendheim probt die Theatergruppe unter der Leitung von Magdalena Bartkowiak. Die Qualität der Aufführungen hat sich inzwischen herumgesprochen.
Von Wilhelm Schöfer | Foto: Wolfgang Kaiser
„Schnippst ruhig dabei mit den Fingern und lächelt ein bisschen“, sagt die Regisseurin Magdalena Bartkowiak. Gerade treffen sich etwa 20 Jugendliche zwischen elf und 23 Jahren im katholischen Jugendheim an der Lobbericher Straße in Grefrath. Einige haben Textzettel in der Hand. Geprobt wird ein Song aus dem Musical „Rent, Seasons of Love“, der unter anderem bei der Liturgie für junge Menschen am Karfreitag in der Gemeinde St. Josef in Vinkrath dargeboten werden soll. Es ist nur einer von jährlich rund einem Dutzend von Auftritten, mit dem das Jugendtheater Grefrath seit langem auf sich aufmerksam macht.
Es war Anfang 1997. Ein Kind von Magdalena Bartkowiak, die ausgebildete Physiklehrerin ist und vor 58 Jahren in Polen geboren wurde, besuchte die damalige Johannes-Horrix-Grundschule. Und Schulleiter Hans Gorissen fragte die Eltern, ob sie nicht eine Arbeitsgemeinschaft leiten könnten. Bartkowiak sagte spontan: „Ja, ich habe Bock auf Theater.“ Zuerst wurde vor über 20 Jahren das 20-minütige Stück „Die Schildkröte und der Hase“ aufgeführt. Die Kinder, aber auch Magdalena Bartkowiak, bekamen immer mehr Spaß daran.
Daraus entstand das Grefrather Jugendtheater. Neben den Kindern waren zahlreiche Eltern begeistert von der Idee, schneiderten zu den immer größer und umfangreicheren Darbietungen die Kostüme, bauten Kulissen oder halfen bei der Technik. Das Jugendtheater hat sich mittlerweile nicht nur in der Niersgemeinde einen Namen gemacht.
Im Schwerpunkt standen Musicals, die monatelang geprobt wurden. So unter anderem „Jim Knopf“ (im Jahr 2000), „Tanz der Vampire“ (2007) oder „Das Dschungelbuch“ (2015). Im vergangenen Jahr wurde gleich viermal vor über 1400 Besuchern in der Albert-Mooren-Halle „Mary Poppins“ gezeigt. „Und ich hätte noch mehr Karten verkaufen können, denn es gab viele Nachfragen auch aus den benachbarten Großstädten“, sagte im Vorjahr Pächter Christian Karpenkiel.
Magdalena Bartkowiak, die bereits 2011 für ihr Engagement von der SPD den Grefrather Kulturpreis erhielt, macht dies alles ehrenamtlich. Zuletzt gönnte sich die Theaterleiterin auch selbst mal etwas und fuhr ins Apollo-Theater nach Stuttgart, um sich dort für einen Eintrittspreis von 160 Euro das Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ anzuschauen. Das hatte aber einen Grund. Denn schon vorher hatte sie sich entschieden, dieses Musical im Dezember 2019 in Grefrath aufzuführen. Dann nicht vier-, sondern wegen der großen Nachfrage an drei Tagen gleich fünfmal.
Erst vor wenigen Tagen wurden die jungen Schauspieler und Schauspielerinnen über das Stück nach einem Roman von Victor Hugo unterrichtet. „Ich habe zwar schon im Hinterkopf, wer die Hauptrollen spielen wird, so Quasimodo oder Esmeralda, sage es aber noch nicht, wir warten erst einmal die nächsten Wochen ab.“ Nebenher wird auch noch für andere Auftritte geübt. So für die Karnevalsparty am 3. März im Buschbäckerhof in Vinkrath.
Teilweise seit einigen Jahren kommen die jungen Theaterschauspieler, derzeit sind es 26, zu den regelmäßigen Treffs ins Jugendheim, immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr. So macht der 23-jährige Julian Göbel seit 15 Jahren mit; er hatte als Drittklässler in der Theater-AG der Johannes-Horrix-Schule begonnen. Julian, der an der Hochschule Niederrhein Soziale Arbeit studiert und entweder Sozialarbeiter oder Schauspieler werden möchte, erzählt: „Ich habe hier viele soziale Dinge gelernt, wie das Teamwork und den Zusammenhalt untereinander, bin selbst dadurch viel selbstbewusster geworden.“
Elisa Schwirtz (18), die die Q 2 der Mülhausener Liebfrauenschule besucht und 2017 die Elisabeth im gleichnamigen Musical spielte, ist ebenso seit langem dabei. Einer der Jüngsten ist der elfjährige Louis. „Es ist sehr cool hier“, sagt kurz und knapp der Schüler der Grefrather Sekundarschule. Ein Jahr älter ist Moritz, der auch seinen Opa, den Arzt Peter Feyerabend, überzeugte. Seit 2017 sorgt der Großvater mit für die stimmliche Ausbildung. Louis und Moritz hatten sich bei „Mary Poppins“ die Rolle des Michael geteilt.
„Wir schaffen selbst das Unmögliche“, sagt Magdalena Bartkowiak. Als Beispiel erzählt sie, dass keiner ihrer Schüler Monate vor der Aufführung des Musicals „Mary Poppins“ steppen konnte, das habe man erst bei einem Workshop in Kevelaer so richtig gelernt. Und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht: „Es macht mir selbst noch einen Riesenspaß.“
Pressestimmen: Ein echter Erfolg waren die vier "Showtime" Aufführungen des Grefrather Jugendtheaters in der Albert-Mooren-Halle am Wochenende. Nach einem Jahr Corona-Zwangspause und einer Verschiebung um drei Monate präsentierte das Theater-Ensemble im Alter von zehn und 26 Jahren ein rasantes Medley aus 22 Jahren Musical - vom "Tanz der Vampire" hin bis zu "Grease" und einem Song aus "The Greatest Showman", was als nächstes Theater-Projekt für 2022 auf dem Zettel steht. Für Moderatorin Magdalena Bartkowiak bedeuteten die Shows nach über zwei Jahrzehnten den Abschied als Leiterin und Regisseurin. Ihre Arbeit übernimmt ihr jahrelanger Assistent Julian Göbel.